Selbstbewusste Schüler beeindrucken Jury

DEUTSCHER SCHULPREIS Schloss-Gymnasium ist bereits unter den Top 20 – und bekam nun Besuch von den Experten

MAINZ – Große Frage: Hat das Gymnasium am Kurfürstlichen Schloss gute Chancen auf den Hauptgewinn im Deutschen Schulpreis? Sofort setzt Jurymitglied Malte Gregorzewski sein Pokerface auf: Das wird nicht verraten! Immerhin: Die Juryvertreter, die sich das Schloss-Gymnasium am Montag und Dienstag genau angesehen haben, sparen nicht mit Vorschusslorbeeren – vor allem die selbstbewussten Schüler haben die Experten offenbar beeindruckt.
Zum Hintergrund: das „Schloss“ hat sich zum wiederholten Male um den Deutschen Schulpreis beworben, der von der Robert Bosch Stiftung und von der Heidehof Stiftung ausgelobt wird und hoch dotiert ist: Der Sieger bekommt 100 000 Euro, fünf weitere Schulen werden mit je 25 000 Euro bedacht. Fast wichtiger jedoch ist das Renommee – wer preiswürdig ist, entscheiden nämlich führende Pädagogikexperten Deutschlands. Das Mainzer Schloss-Gymnasium ist dieses Mal schon weit gekommen: Die Schule hat es unter die „Top 20“ geschafft. „Das für sich ist bereits eine Auszeichnung“, betont Jurymitglied Gregorzewski.
Aber das „Aussieben“ geht weiter: Von diesen 20 Top-Schulen wählt die Jury nun 15 aus, unter denen dann wiederum die sechs Preisträger ermittelt werden. Ob das „Schloss“ unter den besten 15 ist, erfährt die Schulleitung Ende März. „Wir zeigen uns so, wie wir sind – authentisch“: Dieses Motto hatte Schulleiterin Brigitte Wonneberger für den Besuch der Juryvertreter ausgegeben. Und damit hat sie offenbar den Nerv getroffen: Denn der Jury geht es keinesfalls darum, dass eine Schule einmal einen Glanzpunkt setzt, sondern dass sie sich nachhaltig weiterentwickelt, sich immer neuen Anforderungen stellt und an mehreren Qualitätskriterien arbeitet – daran lassen die Jurymitglieder keinen Zweifel.
Beim „Schloss-Besuch“ vor Ort ist der Vorsitzende der Schulpreis-Jury, Prof. Dr. Michael Schratz, Dekan der Universität Insbruck. Auch wenn, wie in einem Gymnasium erforderlich, hohe Anforderungen gestellt würden – im Schloss-Gymnasium werde „nicht nur gepaukt“, erklärt Schratz wohlwollend. Die Schüler dürften Forschergeist und Neugierde entwickeln und würden aktiv in den Unterricht eingebunden, betont er – und sie lernten schon früh, wissenschaftlich zu denken und zu argumentieren. Bei alldem käme auch das soziale Lernen nicht zu kurz – keine Selbstverständlichkeit an einem Gymnasium. Überhaupt machten die Schüler Eindruck. „Sie sind sehr stark und selbstbewusst und mitspracheorientiert“, sagt Jurymitglied und Pädagogikexperte Dr. Wolfgang Beutel. Die Kinder und Jugendlichen hätten gelernt, Anforderungen zu formulieren und sich adäquat für ihre Interessen einzusetzen.
Zum Deutschen Schulpreis gehört auch eine Akademie, in der Schulen vernetzt sind und sich austauschen – ihr gehört das „Schloss“ schon seit Jahren an. Auch das stößt auf den Beifall der Mitglieder. Das Mainzer Gymnasium sei stets bemüht, sich auf neue Herausforderungen und neue Schülerschaften einzustellen, es sei nicht nur eine lehrende, sondern auch eine lernende Organisation. Apropos Organisation: Dass eine Schule als „Non-Profit-Unternehmen“ keine Gewinne im materiellen Sinne erzielen müsse, mache „den Charme und die Ehrenhaftigkeit unseres Berufsstandes aus“, erklärt Schulleiterin Wonneberger. „Wir häufen keinen Reichtum an, aber wir schaffen Reichtum, und das ist eine große Freude. Bei uns sieht man Schüler – und Lehrer – wachsen.“

Nachrichten Mainz 12.02.2014, Artikel  von Kirsten Strasser