Prolog
Alljährlich finden in der Jahrgangsstufe 13 Kursfahrten nach Italien statt. Die Ziele wechseln und orientieren sich an der Lektüreauswahl. Die Ziele Neapel, Pompeji und Paestum stehen im Zusammenhang mit den Briefen Plinius des Jüngeren, Vergils Aeneis und den Kaiserbiographien Suetons.
Vom 5. bis zum 13. Oktober 2016 fuhren die Schüler des Lateingrundkurses und Lateinleistungskurses gemeinsam nach Italien.
Die Kursfahrten sind so konzipiert, dass die Schüler eine Woche in einer angemieteten Villa zusammenleben, sich selbst versorgen, Tagestouren mit unterschiedlichen Schwerpunkten unternehmen und schließlich einen Leistungsnachweis in Form von Referaten erbringen.
Highlights des Programms im Oktober 2016
Nicht nur antike Stätten, sondern auch anderweitig historisch oder kulturell bedeutsame Orte sind Teil des Exkursionsprogramms, wie z.B. die Hanggärten der Villa d’Este in Tivoli bei Rom.
Es handelt sich dabei um eine Anlage, die im Auftrag verschiedener Kardinäle mit über 400 Brunnen angelegt worden ist. Die Verbindung zum Lateinunterricht ergibt sich aus der Orientierung der Renaissance-Künstler an der Antike und deren Weiterentwicklung. Die Ornamentik und die figürliche Darstellung mythologischer Themen regten alle zu vielfältigen Gedankengängen und Diskussionen unterschiedlichster Themensetzung an, auf die allerdings an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden kann.
Etwa 100 km südlich von Sorrent, wo sich unsere Unterkunft befand, liegt die antike Ruinenstätte Paestum, ein UNESCO-Weltkulturerbe, das wegen seiner griechischen Tempel bedeutsam ist.
Der Besucher erhält ein Gefühl für die Ausmaße einer antiken Hafenstadt, in der sowohl griechische als auch römische urbane Strukturen ein Beispiel für die hohe zivilisatorische Entwicklungsstufe geben.
Während die Tempel unzugänglich waren, luden andere Trümmer dazu ein, sich in Szene zu setzen.
Das Wetter auf dem Bild zeigt eindeutig, dass die Götter mit unserem Besuch nicht einverstanden waren. Das nahende Gewitter trieb uns in das moderne Museum, wo wir uns vor Jupiters Blitzen sicher wähnten. Allerdings sorgten die heftigen Niederschläge dafür, dass im Museum die Technik kollabierte.
Der Vesuv ist einer von drei aktiven Vulkanen in Italien.
Sein Besuch bietet Anlass, sich mit dem Vulkanismus als natürlichem Phänomen und seiner Bedeutsamkeit für die Menschen im Positiven wie im Negativen auseinanderzusetzen. Das Bild zeigt den Blick vom Naturpark auf den Golf von Neapel, Herculaneum in der Mitte unten, Stabiae, die Peninsula Sorrentina und die Insel Capri im Hintergrund. Herculaneum und Stabiae sind wie Pompeji vor 2000 Jahren dem Vulkanausbruch, der von Plinius eindrucksvoll beschrieben wurde, zum Opfer gefallen. Nach einem überteuerten Eintritt verwehrten uns die Wolken zeitweise den Durch- und den Überblick, doch versetzten uns in eine wahrhaft mystische Atmosphäre am Kraterrand.
Ein weiteres eindrucksvolles Erlebnis bot der Besuch Pompejis:
Die in weiten Teilen ausgegrabene und begehbare antike Stadt zu Füßen des rauchenden Vesuvs versetzt den Besucher um Jahrtausende zurück: Garküchen, Villen, Gärten, Bordelle, Foren, gepflasterte Straßen mit Zebrastreifen, Thermen, Werkstätten, Wohnhäuser des einfachen Volkes etc. luden uns dazu ein, die antike Stadt auf eigene Faust zu erkunden.
Ferner vermitteln die Ruinen auch ein Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit. Der archäologische Park stellt ein Beispiel für den Wissensdrang des modernen Menschen dar, denn Pompeji wird seit dem 18. Jahrhundert kontinuierlich ausgegraben, erforscht und für die Nachwelt gesichert.
In weiser Voraussicht fuhren wir statt mit dem Auto mit der Circumvesuviana in die Heimat der Pizza nach Neapel. Das Zentrum der Millionenstadt ist zu Fuß sehr gut zu erkunden: Sakralbauten verschiedener Epochen, repräsentative Palazzi, die Spaccanapoli (die alte auf griechische Wurzeln zurückgehende Hauptstraße), große wie kleine Piazze, mondäne Einkaufsstraßen, verfallene Quartiere, Straßenmärkte und Touristenfallen, vor allem aber die neapolitanische Unterwelt. Bei Letzterem handelt es sich um ein unterirdisches Höhlen- und Gängesystem, das durch den Abbau des anstehenden Gesteins für die darüberliegende griechische und römische Stadt entstanden ist.
Wer in Neapel weilt, muss Pizza essen, den passenden Wein dazu trinken und sich an hervorragendem Eis laben – wenn es schon keine Ambrosia gibt.
… und zum Abschluss: Rom
Den Abschluss der Fahrt bildete ein nächtlicher Aufenthalt in der ewigen Stadt, ehe es am 13. Oktober nach Deutschland zurückging. Um die Ewigkeit nicht zu verpassen, schliefen wir nicht, sondern durcheilten das Zentrum gut gelaunt und lauffreudig, sodass ein jeder einen wenn auch nur oberflächlichen Eindruck von der Schönheit und Vielfalt einer der wohl schönsten Städte der Welt gewinnen konnte:
Santa Maria degli Angeli (Diokletianthermen), Fontana dell’Acqua Felice (mit dem gehörnten Moses), Chiesa di Santa Maria della Vittoria (mit der Verzückung der heiligen Theresa (Bernini-Statue)), Piazza Spagna (Spanische Treppe), Villa Borghese, Piazza del Populo, Piazza Colonna (Marc-Aurel-Säule), Pantheon, Basilica di Santa Maria Sopra Minerva (davor Berninis Elefanten mit dem Obelisken auf dem Rücken), Sant’Ignazio di Loyola mit der gemalten Scheinkuppel, Piazza Navona mit dem Vierweltenbrunnen, Engelsbrücke und Engelsburg, Petersplatz, das Capitol mit dem Reiterstandbild Marc Aurels, das Trajansforum, Via Cavour (wobei es sich einige nicht nehmen ließen, noch zum Colosseum zu rennen.
Epilog
Das Besondere an Kursfahrten dieser Art ist die Verbindung von kulturellem Erlebnis und gemeinschaftsfördernden Aktivitäten in Form von Tagesexkursionen und arbeitsteiligem Zusammenleben.