Vor hundert Jahren am Schloss

Jeden Tag sehen wir sie, aber wer weiß wirklich, um was es geht? Die Rede ist von der Gedenktafel im Foyer, die den im Ersten Weltkrieg gefallenen Schülern und Lehrern gewidmet ist. Im Rahmen des Projektes „Schule als Staat“ hat sich eine Gruppe Interessierter mit der Geschichte dieser Tafel beschäftigt und im Stadtarchiv in den alten Akten unserer Schule recherchiert. Dabei hat sich herausgestellt: Die Gedenktafel wurde vor ziemlich genau 100 Jahren eingeweiht.

Bereits im September 1919, scheint es erste Überlegungen zur Errichtung einer „Ehrentafel“ für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Schüler und Lehrer des „Realgymnasiums zu Mainz“ gegeben zu haben. Auf einer Lehrerkonferenz am 29.9.1919 wurde jedenfalls mitgeteilt, dass ein Verzeichnis über die gefallenen Schüler erstellt werden soll.1
Im November 1919 verschickte die Direktion einen Brief an alle Eltern, deren Söhne „den Tod für das Vaterland erlitten“. Die Angehörigen wurden darin gebeten, zu bestätigen, dass ihre Söhne zu den Gefallenen zählen. Außerdem wurde zu Spenden für die Gestaltung der Gedenktafel aufgerufen.2
Bis zum 31.12.1921 gingen 9.790 Mark auf dem zu diesem Zweck eingerichteten Spendenkonto der Mainzer Volksbank ein. Damit konnten die vom Mainzer Bildhauer Lipp veranschlagten Kosten von 23.233 Mark allerdings nicht gedeckt werden. Daher beschloss das Kollegium auf einem eigens dafür einberufenen Lehrerrat am 15. Juli 1922 einstimmig, für 7.000 Mark zu bürgen. Weitere 1.300 Mark wurden von einem neu gegründeten „Konsortium“ garantiert. Dieser Beschluss sollte allerdings „streng vertraulich“ behandelt werden, „um den Sammeleifer nicht zu beeinträchtigen“.3
Tatsächlich wurde der größte Teil der Kosten für die Tafel von Schülern, ehemaligen Schülern sowie von „Angehörigen der Gefallenen und von Freunden und Gönnern der Anstalt aufgebracht“. Die Stadt Mainz übernahm lediglich die Malerarbeiten.4
Am Nachmittag des 22. September 1922 wurde die Gedenktafel schließlich feierlich eingeweiht. Anwesend waren der Mainzer Oberbürgermeister und weitere Lokalprominenz sowie Lehrer, Schüler und Ehemalige des damals so genannten Realgymnasiums. Die Festrede hielt Dr. Zulauf, der die Schule von 1918-1933 leitete. 5 Auch in der Mainzer Tagespresse wurde kurz über die Einweihung berichtet.6

Wer waren die Schüler und Lehrer unserer Schule, denen mit dieser Tafel gedacht werden soll? Was haben sie im Krieg erlebt? Wo kommen sie her? Wo sind sie gefallen? Darüber wollen wir noch mehr herausfinden.

Auf einer interaktiven Karte sind erste Ergebnisse unserer Recherchen zusammengestellt:
https://umap.openstreetmap.fr/de/map/gefallene-des-schlossgymnasiums_789861#8/50.796/5.625