Schlossgymnasium trifft RGZM!

„Ein Stück Heimat“

Im Zuge von Migration, Flucht und Vertreibung und angesichts der Herausforderungen von Integration sowie der starken Rückbesinnung auf die nationalen Wurzeln mancher Bevölkerungskreise stellt sich die Frage nach der Heimat der Menschen heute dringender denn je. Gleichzeitig wächst auch der Anspruch an die Mobilität der Menschen durch Wechsel von Arbeitsstelle und Wohnort. Menschen wollen eine neue Heimat finden, aber auch ihre alte Heimat bewahren. Der Mensch definiert sich über Heimat. Politisch wie ethisch hat der Begriff „Heimat“ damit eine große Bedeutung. Aber was bedeutet Heimat konkret, worin manifestiert sich, was Heimat für jeden von uns ist?

Diesen Fragen sind wir in einer innovativen Kooperation mit dem Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie, dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum (RGZM) nachgegangen. Zunächst wurde im Unterricht der 9. Jahrgangsstufe des Faches Ethik die Vielfältigkeit des Begriffs „Heimat“ herausgestellt: Heimat kann das Elternhaus, der eigene Geburtsort, der Lebensort sein, oft aber auch der Herkunftsort der Eltern, oder auch bloß ein Gefühl. Die Schülerinnen und Schüler habe als primäre Assoziation ein Bild, einen Gegenstand oder gar ein (duftendes) Nahrungsmittel in den Unterricht mitgebracht, um ihr Verständnis von Heimat darzulegen. Menschen bringen mit Heimat oftmals ein Objekt in Verbindung, das wiederum eine individuelle Erinnerung bei diesen auslöst. Genau damit beschäftigt sich gerade das RGZM in seiner Pop-Up-Ausstellung „Ein Stück Heimat“.

Dort wurden – analog zum Unterricht – von Bürgerinnen und Bürgern Exponate zum Heimatbegriff ausgestellt, untermauert von Geschichten und Erläuterungen zu diesen Objekten. Die Schülerinnen und Schüler haben an einer Ausstellungsführung mit Workshop teilgenommen. Nach fachkundiger Einführung wurden die Schüler vor allem wissenschaftspädagogisch angeleitet, da sie zu ihrem eigens mitgebrachten Gegenstand ein „Partnerobjekt“ ihrer Wahl ausgesucht und auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede hin untersucht haben. Fazit dieses sehr gewinnbringenden Workshops mit dem RGZM war nicht bloß eine große Bandbreite des Heimatverständnisses der TeilnehmerInnen, sondern die Erkenntnis, dass Heimat durch die Exponate konkret und greifbar wird. Heimat wird in den Objekten materialisiert, denn in jedem „Stück“, wie der Titel der Ausstellung elegant andeutet, vergegenständlicht sich eine Vorstellung von Heimat, also eine ganz individuelle menschliche Geschichte. Hierdurch wurde den Schülern am Schluss auch klar, was eigentlich im Mittelpunkt der archäologischen Forschung steht: die menschliche Kultur, welche über die materiellen Hinterlassenschaften erforscht und verstanden wird.

Ich möchte mich im Namen der Ethikfachschaft unseres Gymnasiums herzlich für die gute Zusammenarbeit bei Frau Dr. Antje Kluge-Pinsker, Frau Dr. Anna Kieburg, Frau Fadia Abou Sekeh M.A. und Frau Carvalho e Pereira bedanken. Wir hoffen auf weitere fruchtbare Begegnungen zwischen Schule und Forschungsmuseum!

Thomas Deierling