Was hat die Redewendung “jemanden über den Tisch ziehen” mit Mathematik zu tun, und woher kommt das Verb “kalkulieren”? Dies und mehr lernten die Schülerinnen und Schüler des Mathematik-Grundkurses 11ma5, unterrichtet von Herrn Frank, bei ihrer Exkursion ins Arithmeum in Bonn.
Während der einstündigen Führung wurde ein Bogen geschlagen von den Kieselsteinen (lat. calculi), mit denen man von 8000 v. Chr. ab rechnete, über erste Prototypen mechanischer Rechenmaschinen, ihre kommerziell vermarkteten Nachfolger, bis hin zu den ersten elektronischen Rechenmaschinen.
Bis ins 16. Jahrhundert wurde mit Rechensteinen und Rechenpfennigen gerechnet, die auf Linien im Sand oder auf Rechentische gelegt wurden – daher der Ausdruck “über den Tisch ziehen”. Das “Rechnen auf Linien” wurde vom “Rechnen auf der Feder” in Europa erst mit dem Übergang von römischen zu arabischen Ziffern abgelöst, die erst abstraktes Rechnen mit Zeichen ermöglichten. Schon bald wurden die ersten mechanischen Rechenhilfen entwickelt, u.a. die im Foto zum Beitrag gezeigte Rechenmaschine von Schickhard (1623). Den frühen Rechenmaschinen war gemein, dass ihr Entwurf gedankliche Meisterleistungen beinhaltete, sie feinmechanisch aber oft unzureichend waren und ihren Dienst versagten. So fanden sie eher reich verziert Eingang in die Kuriositätenkabinette der Fürstenhöfe als in Büros und Kontore. Zu einer flächendeckenden Verbreitung im Handel und in der Verwaltung kam es erst ab 1880, als die Maschinen ausgereift waren und in Serienfertigung hergestellt wurden, auch wenn sie immer noch fast unerschwinglich waren. Mit dem Aufkommen elektronischer Rechner ab 1960 und deren immer billigeren Produktion war der Niedergang der mechanischen Maschinen besiegelt. Sie waren bis Ende der 1970er Jahre vollständig abgelöst.
Die Schülerinnen und Schüler hatten nach der Führung noch die Gelegenheit, sowohl Demonstrationsgeräte als auch echte alte Maschinen auszuprobieren.