Wir leben in einer Stadt und Region, wo bis heute das römische Erbe gegenwärtig ist: in Gestalt von Ortsnamen (Mainz/Moguntiacum, Kastel/castellum, Kästrich/castra, Finthen/Ad fontes), Bauwerken (römisches Theater, Isis-Heiligtum, Iupiter-Säule, Aquädukt, Drususstein) sowie dem Umstand, dass Mainz heute noch ein Zentrum für Verwaltung und Kultur ist.

Auch wenn Latein keine Kommunikationssprache ist (und oft als „tote Sprache“ bezeichnet wird), so lebt es doch in den europäischen Folgesprachen, nicht zuletzt im Deutschen, weiter. Latein zu lernen hat einen Mehrwert, der darin besteht, bereits vorhandene fremdsprachliche Fähigkeiten zu vertiefen oder weitere Fremdsprachen zu erlernen. Dies betrifft das Englische, die romanischen Sprachen (Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Rumänisch usw.) und auch das Russische.

Da sich die deutsche Grammatik und Stilistik an den klassischen Sprachen orientieren, unterstützt das Erlernen der lateinischen Sprache sowohl die Ausdrucksfähigkeit im Deutschen als auch das Verständnis davon, wie die deutsche Sprache funktioniert.

In Zeiten der Hektik und Schnelllebigkeit eröffnet die langsame, weil konzentrierte Auseinandersetzung mit der lateinischen Literatur eine Entschleunigung und Erziehung zur Präzision. Denn die Schülerinnen und Schüler sind aufgefordert, genau hinzusehen, geeignete Entsprechungen und Ausdrücke im Deutschen zu suchen, die Auswahl kritisch zu prüfen und begründet auszuwählen.

Das Unterrichtsgeschehen erschöpft sich nicht in der Übersetzung, sondern die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit den Inhalten interpretatorisch auseinander und erlernen so Techniken, die sie in anderen Fächern anwenden können.

Neben dem Sachwissen und den methodischen Qualifikationen unterstützt die Reflexion über die thematischen Schwerpunkte die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Dazu zählen beispielsweise die Entwicklung von Wertehaltungen und die Kritikfähigkeit.

Summa summarum ist Latein keinesfalls ein reines Sprachenfach, das abseits steht, sondern es verbindet die Vergangenheit mit der Gegenwart sowie die Anforderungen der unterschiedlichen Fachbereiche miteinander.