Latein-Kursfahrt nach Sizilien (27. September bis 6. Oktober 2017)

Amphitheater in Syrakus

Unsere Kursfahrt mit dem nur sechsköpfigen Grundkurs Latein in Begleitung der Lehrer Hr. Krudewig und Hr. Deyhle begann am Mittwoch, dem 27. September, mitten in einer andernfalls anstrengenden Schulwoche um vier Uhr morgens. Nach einem unspektakulären Flug und der Autofahrt in zwei gemieteten PKWs erreichten wir gegen Mittag die Hafenstadt Riposto und beschlossen nach Erkundung unserer liebevoll kitschig eingerichteten Ferienwohnung und einem selbstgekochten Mittagessen, sogleich der Motivation unserer Expedition zur schönen Mittelmeerinsel auf den Grund zu gehen: Latein hautnah erleben!

Unser erster Programmpunkt war deshalb die Stadt Taormina an der Ostküste Siziliens, die zwar sogar schon vor der Antike gegründet wurde, nach ihrer Zerstörung durch Araber jedoch im Mittelalter neu errichtet wurde. Dort befindet sich, die Stadt überthronend, das zweitgrößte antike Theater Siziliens, welches als anfangs griechisches Bauwerk in einen Berghang eingebettet entstand, jedoch später durch die Römer überbaut wurde. Die Präsenz dieser beiden Hochkulturen spürten wir auch insofern, als wir von ihrem Göttervater Zeus mit einem Blitz begrüßt wurden, der nur wenige Meter neben unserer kleinen Gruppe in einen Maschendrahtzaun am Berghang einschlug. Auch wenn einigen Mitgliedern unseres Entdeckertrupps dabei ziemlich mulmig geworden war und wir uns fragten, ob unsere Mission auf der Insel wirklich von Oben gebilligt wurde, konnten wir den Ausflug mit einem Spaziergang durch die Altstadt beenden und den Tag mit einem weiteren selbstgekochten Abendessen abschließen.

Am nächsten Tag besuchten wir einen archäologischen Park, in dem wir Siziliens größtes griechisches Theater bestaunten sowie das sagenumwobene Ohr des Dionysius, eine künstlich angelegte Höhle mit einer bemerkenswerten Akustik, die angeblich von dem antiken Tyrann Dionysius dazu genutzt wurde, seine Feinde zu belauschen. Nicht weit entfernt befindet sich die Stadt Syrakus, die in der Antike über mehrere Jahrhunderte Siziliens größte und mächtigste Stadt war und noch heute kulturelles Zentrum ist. Hervorzuheben ist hier der Dom von Syrakus, der tatsächlich ein Umbau eines antiken Tempels ist, welcher der Göttin Athene geweiht war.

Tag drei begann entspannt mit dem ersehnten ersten Bad im Mittelmeer, auch wenn wir nach einer erfolglosen Suche nach einem passablen Strand in unserem Ort Riposto mit einer Bootsanlegestelle vorliebnehmen mussten.

Danach besuchten wir die spätbarocke Stadt Catania, mit über 300000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Siziliens, und setzten in den kommenden Tagen unsere Sightseeing-Tour quer durch die ganze Insel mit Städten aus allen Epochen fort:
Enna, eine Stadt in den Bergen in der Mitte der Insel mit einer normannischen Burg aus dem Mittelalter, das Weltkulturerbe des spätrömischen Landhauses Villa Romana del Casale mit nahezu vollständig erhaltenen Bodenmosaiken, die archäologischen Stätten von Agrigent mit ihrem Tal der Tempel, wo sich, wie der Name sagt, bedeutende antike Tempel befinden, die sogar schon von Goethe persönlich besucht worden sind.

Der Ätna – von den Sizilianern liebevoll Mongibello genannt (schöner Berg)

Ein absolutes Highlight war ebenso unser Ausflug zum Vulkan Ätna, den wir bei gutem Wetter schon von unserem Balkon in Riposto bewundern konnten – dieses gute Wetter ließ uns jedoch genau an diesem Tag im Stich, und wir, die im Laufe der Woche auch schon ziemlich müde von den auf uns einprasselnden Eindrücken geworden waren, traten den Rückzug an, da der wolkenbedeckte Himmel den Aufstieg bis an den Krater nicht lohnte. Zumindest bis etwa zur Hälfte der Höhe des aktiven Feuerbergs hatten wir es jedoch geschafft und konnten die unwirkliche Mondlandschaft mit ihren eisigen Winden bestaunen, die so gar nicht zum bis dato sonnigen Sizilien passen wollte. Den Göttern sei Dank ereignete sich dieser Wetterumschwung erst gegen Ende unserer insgesamt zehntägigen Kursfahrt, sodass wir immerhin Sonne tanken konnten, bevor es schließlich am 6. Oktober zurück nach Deutschland ging.

Insgesamt stellte diese Kursfahrt für uns Schüler eines der schönsten Erlebnisse unserer Oberstufenzeit dar, da sie für jeden von uns etwas Lohnenswertes bereithielt: Geschichte, Kunst, Natur, italienisches Flair, hervorragendes Essen und natürlich den hohen Unterhaltungswert unseres begleitenden Lehrerduos auf fachlicher und menschlicher Ebene. Nicht zuletzt genossen wir auch die Eifersucht unserer daheim verbliebenden Mitschüler sehr – Latein ist keine tote Sprache!
Katrin Kober