Februar 2018 bis Januar 2019 am Schlossgymnasium: Die weissrussische Ortslehrkraft Ina Baltunova
Februar 2018 bis Januar 2019 am Schlossgymnasium: Die weissrussische Ortslehrkraft Ina Baltunova

Ina Baltunova

Ina Baltunova ist Deutschlehrerin und hat vom PAD ein Jahresstipendium erhalten, um bei uns ihre pädagogischen uns sprachlichen Fertigkeiten zu perfektionieren. Dann geht sie als “Botschafterin deutscher Sprache und Kultur” zurück nach Belarus (Weissrussland).

Lehrer sein, das „vereint die Kunst des Schauspielers, die Aufmerksamkeit des Arztes und die Meisterschaft des Redners. (Ina Baltunova)
Inteview des Kurses 11E1 mit unserer weissrussischen Gastlehrerin, Frau Ina Baltunova

Ina Baltunova mit dem Kurs 11E1

Frage: Warum haben Sie gerade Deutsch als Fremdsprache gelernt?
Frau Batunova: Bei uns in Belarus lernen alle Grundschüler Deutsch. Ich habe das zuerst auch einfach so gemacht,
wie alle anderen, dann habe ich angefangen diese Sprache zu lieben.
Frage: Was war Ihr erstes deutsches Wort?
Frau Baltunova: Meine ersten beiden Wörter waren „Guten Tag“; das lernen meine Drittklässler auch als erstes. Ein
Wort, das ich ihnen gerne beibringe, ist das Wort „Sehenswürdigkeiten“. Es ist nicht zu kurz und schwierig auszusprechen.
Frage: Welche andere Sprache würden sie gerne sprechen können?
Frau Baltunova: Englisch wäre für mich sehr interessant, aber leider lernen wir in Belarus nur eine Fremdsprache. Hier am Schlossgymnasium hospitiere ich nicht nur im Deutschunterricht, sondern auch in einer Englischklasse.
Frage: Warum sind Sie Lehrerin geworden?
Frau Baltunova: Schon von Kindheit an träumte ich, einmal Lehrerin zu werden. Ich hatte gute Lehrer in meiner Schulzeit, dank ihnen war ich von diesem Beruf einfach begeistert. Um sich für diesen Beruf zu entscheiden, muss man unbedingt Kinder lieben, neugierig und fleißig sein, immer eine eigene Meinung haben und gerne Tipps geben. Das alles war bei mir der Fall und ist es bis heute geblieben.
Außerdem habe ich als ältere Schwester sehr gern meinen Brüdern bei den Hausaufgaben geholfen. Das machte mir wirklich Spaß.
Frage: Würden Sie wieder Lehrerin werden, wenn Sie die Wahl hätten?
Frau Batunova: Ja, der Beruf ist sehr wichtig, interessant und etwas ganz Besonderes. Er gibt nicht nur den Schülern viel, sondern auch den Lehrern: Er hält jung, man bleibt auf Trab und erlebt jeden Tag etwas Neues. Besonders die Schüler und Eltern können einem viel Mühe bereiten, aber einen auch sehr bereichern. Mein Beruf vereint die Kunst des Schauspielers, die Aufmerksamkeit des Arztes und die Meisterschaft des Redners.
Frage: Was in Deutschland erinnert Sie an ihre Heimat und was war neu für Sie?
Frau Baltunova: Ich bin letzten Februar nach Deutschland gekommen, und was mir gleich aufgefallen ist, war das Wetter. Hier ist es im Winter und im Frühling viel angenehmer, als in meiner Heimat. Die Natur erblüht im Frühling viel schöner und schneller. Man kann im Frühling und Sommer sehr schön im Garten mit Freunden grillen und zusammen Spaß haben. Man kann die Natur in vollen Zügen
genießen, was in meiner Heimat nicht so gut funktioniert, weil es sehr schnell kalt wird und der Sommer nicht so lange warm ist.
In Deutschland gibt es Berge, und man muss nicht verreisen um sich zu erholen, denn man hat vor Ort so viele Möglichkeiten.
Mir ist außerdem auch aufgefallen, dass die Deutschen gerne ausgehen und feiern, aber an Fastnacht war ich ein bisschen schockiert von den vielen Jugendlichen, die Alkohol getrunken haben .
Jetzt warte ich auf Weihnachten. Ich träume schon lange davon, dieses Fest in Deutschland zu erleben..
In Mainz ist auch noch ein anderer Traum wahr geworden, nämlich endlich einmal den Rhein zu sehen. Ich habe oft mit meinen Schülern über den Rhein geredet, aber ihn wirklich einmal zu sehen, hätte ich mir nicht gedacht. Man braucht nicht viel um glücklich zu sein…
Frage: Wo liegen die Unterschiede zwischen ihrem Heimatland und Deutschland?
Frau Batunova: Unter anderem die Tatsache, dass es in Deutschland, insbesondere in kleineren Städten, mehr Einfamilienhäuser gibt als in Weißrussland. In meinem Heimatland sind Hochhäuser verbreiteter.
Aufgrund des Klimas ist in Belarus im Gegensatz zu Deutschland leider auch kein Weinanbau möglich. Natürlich gibt es große Unterschiede in der Politik, in der Wirtschaft, im Schulsystem.
Frage: Was sind Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der russischen und der deutschen Sprache?
 Frau Batunova: Dort wo ich her komme, spricht man eher Russisch. Weißrussisch ist nicht so typisch, und es gibt sehr viele Lehn- und Fremdwörter aus dem Deutschen, die aber eine etwas andere Bedeutung haben, zum Beispiel ,Butterbrot‘. Dieser Ausdruck bezeichnet auf Russisch ein belegtes Brot, also mit Käse und Wurst, doch auf Deutsch ist es nur ein Brot mit Butter. Also warne ich meine Schüler
immer, wenn sie sich in Deutschland etwas zu essen bestellen wollen.
Ein anderes Wort ist
,Kotelett‘, was hier ein Stück Fleisch mit Kochen bedeutet, doch auf Russisch bedeutet es ‚Frikadelle‘.
Im Russischen gibt es keine Artikel, aber statt vier Kasus haben wir sechs Kasus mit jeweils verschiedenen Endungen. Und bei uns ist die Wortreihenfolge in einem Satz nicht so wichtig, während man im Deutschen immer nach Subjekt und Prädikat sortiert.
Im Russischen gibt es viele Entlehnungen aus der deutschen Sprache
.
Viele deutsche Wörter
klingen gleich mit russischen Wörtern. Man braucht kein Wörterbuch um sie zu verstehen, z.B. der
Absatz= абзац
*das Feuerwerk = фейерверк
*die Glasur = глазурь
*der Grund = грунт
*der Jahrmarkt = ярмарка
*die Jäger = егерь
* die Kartoffeln = картофель
*der Kurort = курорт
*die Landschaft = ландшафт
*der Maler = маляр
* die Matratze = матрац
*der Maßstab = масштаб
*das Pflaster = пластырь
*der Poltergeist = полтергейст
*das Postamt = почтамт
*das Pult = пульт
*der Rucksack = рюкзак
*der Schiefer = шифер
*der Schlagbaum = шлагбаум
*der Schlager = шлягер
*die Waffel = вафля
*das Wunderkind = вундеркинд
*das Zifferblatt = циферблат
*der Zirkel = циркуль
Frage: Was finden Sie in Deutschland schön und was nicht so schön?
Frau Baltunova: In Deutschland gibt es alles was man braucht, um gut zu leben: Mildes Klima, schöne Landschaften, hohes Lebensniveau. Das imponiert mir natürlich. Am besten gefällt mir, dass die Lehrer in den Ferien und am Samstag frei haben. In Belarus ist das anders.
Besonders die Frage der Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, ist schwierig. Oder zum Beispiel die Tatsache, dass es hier Bettler gibt, die auf der Straße leben. So etwas kennen wir in Belarus nicht. Und ich kann das auch nicht akzeptieren.
Frage: Was sind Ihr Lieblingsbuch, -musik und -film?
Frau Baltunova: Ich habe immer Angst vor solch schwierig zu beantwortenden Fragen. Also: Ich mag psychologische Bücher oder packende Thriller, wegen des Nervenkitzels. Liebesromane finde ich eher langweilig.
Ich höre Pop-Musik, aber im Moment viele deutsche Lieder, um mein Sprachniveau zu verbessern. Liedtexte sind mir wichtig.
Bei Filmen hängt das von meiner Stimmung ab, lustig oder nicht lustig…
Frage: Sind sie verheiratet? Haben Sie Familie?
Frau Baltunova: Ich bin verheiratet und wohne mit meinem Mann in Vitebsk, dem Geburtsort von Marc Chagall.
Meine einzige Tochter ist 19 Jahre alt und studiert momentan Jura in der Hauptstadt Minsk.
Ich bin sehr stolz auf sie. Zur Familie zählt zudem noch unser Hund, Richard, ein Pekinese.
Frage: Welche Hobbys haben Sie, und was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?
Frau Baltunova: Deutsch ist mein wichtigstes Hobby! In meiner Freizeit lese ich sehr gerne und treffe mich mit meinen Freunden. Häufig fahre ich mit meiner Familie in unser Wochenendhaus außerhalb der Stadt, da es in meinen Augen sehr wichtig ist, viel Zeit mit der Familie zu verbringen.
Was mir auch sehr viel Spaß macht, ist Autofahren.
Frage: Hätten sie die Wahl, würden Sie lieber auf dem Land oder in der Stadt leben?
Frau Baltunova: Auf jeden Fall lieber in der Stadt. Ich würde die vielen verschiedenen Möglichkeiten und Vorzüge, die das Leben in der Stadt ermöglicht, nicht aufgeben wollen; allerdings schätzte ich die Natur sehr und habe deshalb ein Ferienhaus im Grünen.
Frage: Würden Sie lieber in die Vergangenheit oder in die Zukunft reisen?
Frau Baltunova: In meinem Alter möchte ich nicht mehr in die Vergangenheit zurück, denn mein Leben ist nicht immer leicht gewesen. Über die Vergangenheit kann man viel lesen, und man kann von der Vergangenheit auch viel lernen. Es wäre schon interessant zu wissen, wie das Leben in der Zukunft aussehen wird, gerade weil sich die Technologie so schnell weiter entwickelt.
Frage: Was würden Sie mit 1 Million Euro machen?
Frau Baltunova: Eine große Reise um die Welt mit meiner Familie unternehmen, neue Städte und Länder entdecken, zum Beispiel China, Ägypten oder Brasilien.
Frage: Welche drei Assoziationen haben Sie, wenn Sie an Deutschland denken?
Frau Baltunova: Ordnung, Spaß haben und Lebensqualität.
Frage: Stellen Sie sich vor, Sie könnten Superkräfte bekommen. Welche würden Sie sich wünschen?
Frau Baltunova: Fliegen können? Nein, wozu wäre das gut? Gedanken lesen? Nein danke, das ist mir zu gefährlich.
Aber ich würde gerne mehrere Fremdsprachen auf Muttersprachen-Niveau beherrschen.
Frage: Was sind die berühmten 3 Dinge, die Sie auf eine einsame Insel mitnehmen würden?
Frau Baltunova: Ein Handy mit gutem Internetzugang, mit Akku oder Batterie, natürlich immer aufgeladen. Bin ich lange auf dieser Insel? Wenn nicht, dann Streichholzer, um ein Feuer zu machen und ein bequemes Zelt. Am besten würde ich ein Flugzeug mit einem netten Piloten mitnehmen, damit ich wieder zurückfliegen kann.
Frage: Sind sie eher ein Hunde- oder ein Katzentyp?
Frau Baltunova: Ein Hundemensch, denn Hund sind näher bei den Menschen und können sie besser verstehen. Katzen leben in ihrer eigenen Welt.
Frage: Was ist Ihr Lieblingsauto?
Frau Baltunova: Schwer zu sagen. Das Wichtigste ist für mich, dass ich mich sicher fühle und das Auto bequem ist.
Frage: Wie würden Sie sich mit drei positiven Eigenschaften selbst charakterisieren?
Frau Baltunova: Ich denke mal, ich bin lebensfroh, lustig und gutherzig.
Mein Lebensmotto ist vielleicht: Das Leben zu schätzen und das Leben zu genießen. Alles geht vorbei, man muss hier und jetzt glücklich sein.