Bot­schaf­ter der deut­schen Spra­che
Freitag, 9. Dezember 2016
AUS­TAUSCH­LEH­RER Tah­mi­na Oli­mo­va aus Tad­schi­kis­tan und Fe­ruz Ab­du­na­za­rov aus Us­be­kis­tan ha­ben für ein Jahr in Mainz ge­ar­bei­tet
von Lisa Maucher

MAINZ. Be­son­ders ge­fällt ihm, dass sich die Deut­schen ei­nen „Gu­ten Mor­gen“, ei­nen „Gu­ten Tag“ und ei­nen „Gu­ten Abend“ wün­schen. Das fin­det er wirk­lich nett, freund­lich. Da, wo er her­kommt, sagt man Sa­lem Alei­kum. Wört­lich über­setzt heißt das „Frie­de sei mit dir“. Fe­ruz Ab­du­na­za­rov kommt aus Us­be­kis­tan. Rund 32 Mil­lio­nen Men­schen woh­nen dort, fast al­le sind Mus­li­me. Und jetzt ist er hier, in Deutsch­land, am Gym­na­si­um am Kür­fürst­li­chen Schloss. Ein gan­zes Jahr wird er hier ge­we­sen sein, wenn er im Ja­nu­ar in sei­ne Hei­mat zu­rück­kehrt. In Mainz wird er ge­lernt und ge­lehrt, bei ei­ner Gast­fa­mi­lie ge­wohnt und die Stadt er­kun­det ha­ben. Und als Bot­schaf­ter der deut­schen Spra­che und der Kul­tur wird er in Us­be­kis­tan an­kom­men.

Fe­ruz Ab­du­na­za­rov ist ei­ner von 27 Deutsch­lehr­kräf­ten, die in ei­nem Pro­gramm des Bon­ner Pä­da­go­gi­schen Aus­tausch­diens­tes nach Deutsch­land ge­kom­men sind. Er ist mit 26 Jah­ren der jüngs­te Teil­neh­mer in die­sem Jahr. Zwei Jah­re äl­ter ist Tah­mi­na Oli­mo­va. Sie ist über das­sel­be Pro­gramm ans Frau­en­lob-Gym­na­si­um ge­kom­men. Bei­de un­ter­rich­ten Deutsch, aber nicht als Voll­zeit­leh­rer. Es ist ei­ne Ab­wech­slung aus Ho­spi­tanz und Un­ter­richtss­tun­den. Oli­mo­va stu­diert ne­ben­her an der Uni Mainz Deutsch, Ab­du­na­za­rov hat das Stu­di­um be­reits hin­ter sich. Was der jun­ge Leh­rer an Mainz schätzt, sind die vie­len net­ten Men­schen, die ihn um­ge­ben. Ob im Kol­le­gi­um, auf der Stra­ße oder in sei­ner Gast­fa­mi­lie – er hat nur gu­te Er­fah­run­gen ge­macht, wird auf Par­tys ein­ge­la­den, zu Aus­flü­gen. „Die Main­zer sind net­ter als die Ber­li­ner“, fin­det er, der die Haupt­stadt ein­mal be­sucht hat. Auch Oli­mo­va hat Ge­fal­len an Mainz ge­fun­den, mag ihr Stu­den­ten­wohn­heim in Wei­se­nau, pflegt dort Kon­tak­te. Sie ver­misst aber ih­ren Sohn, der in ih­rer Hei­mat Tad­schi­kis­tan auf sie war­tet. Den­noch: Sie will so viel wie mög­lich in­ner­halb die­ses Jah­res mit­neh­men, viel ler­nen, ih­ren Un­ter­richt in Tad­schi­kis­tan ver­bes­sern. Da schließt sich Ab­du­na­za­rov an: „Ich bin stolz da­rauf, dass ich so vie­le Me­tho­den er­ler­nen kann.“ Er bringt den Schü­lern auch Wis­sen über Us­be­kis­tan bei oder kocht mit ih­nen et­was Lan­des­ty­pi­sches.

Weih­nach­ten steht vor der Tür. Für die bei­den ist das Fest kein ge­wohn­tes, sind sie doch bei­de Mus­li­me. Um­so in­te­res­sier­ter sind sie da­ran, wie hier in Deutsch­land das Fest ge­fei­ert wird. Ab­du­na­za­rov wird Weih­nach­ten mit sei­ner Gast­fa­mi­lie ver­brin­gen, und auch Oli­mo­va hat ei­ne Ein­la­dung. „Al­les mit den ei­ge­nen Au­gen zu se­hen in Deutsch­land, das ist toll“, sagt Oli­mo­va.

Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz, 9.12.2016