MAINZ. Besonders gefällt ihm, dass sich die Deutschen einen „Guten Morgen“, einen „Guten Tag“ und einen „Guten Abend“ wünschen. Das findet er wirklich nett, freundlich. Da, wo er herkommt, sagt man Salem Aleikum. Wörtlich übersetzt heißt das „Friede sei mit dir“. Feruz Abdunazarov kommt aus Usbekistan. Rund 32 Millionen Menschen wohnen dort, fast alle sind Muslime. Und jetzt ist er hier, in Deutschland, am Gymnasium am Kürfürstlichen Schloss. Ein ganzes Jahr wird er hier gewesen sein, wenn er im Januar in seine Heimat zurückkehrt. In Mainz wird er gelernt und gelehrt, bei einer Gastfamilie gewohnt und die Stadt erkundet haben. Und als Botschafter der deutschen Sprache und der Kultur wird er in Usbekistan ankommen.
Feruz Abdunazarov ist einer von 27 Deutschlehrkräften, die in einem Programm des Bonner Pädagogischen Austauschdienstes nach Deutschland gekommen sind. Er ist mit 26 Jahren der jüngste Teilnehmer in diesem Jahr. Zwei Jahre älter ist Tahmina Olimova. Sie ist über dasselbe Programm ans Frauenlob-Gymnasium gekommen. Beide unterrichten Deutsch, aber nicht als Vollzeitlehrer. Es ist eine Abwechslung aus Hospitanz und Unterrichtsstunden. Olimova studiert nebenher an der Uni Mainz Deutsch, Abdunazarov hat das Studium bereits hinter sich. Was der junge Lehrer an Mainz schätzt, sind die vielen netten Menschen, die ihn umgeben. Ob im Kollegium, auf der Straße oder in seiner Gastfamilie – er hat nur gute Erfahrungen gemacht, wird auf Partys eingeladen, zu Ausflügen. „Die Mainzer sind netter als die Berliner“, findet er, der die Hauptstadt einmal besucht hat. Auch Olimova hat Gefallen an Mainz gefunden, mag ihr Studentenwohnheim in Weisenau, pflegt dort Kontakte. Sie vermisst aber ihren Sohn, der in ihrer Heimat Tadschikistan auf sie wartet. Dennoch: Sie will so viel wie möglich innerhalb dieses Jahres mitnehmen, viel lernen, ihren Unterricht in Tadschikistan verbessern. Da schließt sich Abdunazarov an: „Ich bin stolz darauf, dass ich so viele Methoden erlernen kann.“ Er bringt den Schülern auch Wissen über Usbekistan bei oder kocht mit ihnen etwas Landestypisches.
Weihnachten steht vor der Tür. Für die beiden ist das Fest kein gewohntes, sind sie doch beide Muslime. Umso interessierter sind sie daran, wie hier in Deutschland das Fest gefeiert wird. Abdunazarov wird Weihnachten mit seiner Gastfamilie verbringen, und auch Olimova hat eine Einladung. „Alles mit den eigenen Augen zu sehen in Deutschland, das ist toll“, sagt Olimova.
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz, 9.12.2016