Ausstellung GEGEN DAS VERGESSEN: Jederzeit gegen Hass, Ausgrenzung und Gewalt stellen
Schlossgymnasium übernimmt Patenschaft

Eröffnung Ausstellung zu Fotoprojekt “Gegen das Vergessen” in Mainz am 9. Mai 2019 mit Fotos des Fotografen Luigi Toscano. ; © Staatskanzlei RLP/ Peter Jülich

„Die Portraits von Luigi Toscano sind eindringlich. Sie erzählen Geschichten, die die Brücke schlagen zwischen theoretischem Wissen und persönlichem Erleben, sie lassen uns mitfühlen und begreifen. Die Ausstellung leistet damit einen einprägsamen Beitrag zu einer für uns Nachgeborene so notwendigen Erinnerungskultur.“ Das unterstrich Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei der Eröffnung der Ausstellung GEGEN DAS VERGESSEN heute in Mainz.

Die Ministerpräsidentin eröffnete die Ausstellung am Mainzer Rheinufer gemeinsam mit Oberbürgermeister Michael Ebling und dem in Mainz geborenen Fotografen und Filmemacher Luigi Toscano. Sie zeigt rund 50 überlebensgroße Porträtfotos von Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden und heute in den unterschiedlichsten Teilen der Welt leben.

Die Ausstellung ist Teil des Kultursommers Rheinland-Pfalz. Partner sind die Stadt Mainz, die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz sowie die Staatskanzlei. Die Ministerpräsidentin ist zugleich Schirmherrin der Ausstellung, daher fand die Eröffnung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Zu Gast bei Malu Dreyer“ statt. Mit der Reihe stellt die Ministerpräsidentin regelmäßig die Kultur in den Fokus und lenkt Aufmerksamkeit auf besondere kulturelle Projekte mit gesellschaftlicher Relevanz.

Mehr als 300 NS-Überlebende hat Luigi Toscano für sein Projekt getroffen und porträtiert. Und rund eine Million Menschen haben die Ausstellung GEGEN DAS VERGESSEN bereits besucht, unter anderem in Kiew, New York, Berlin, Washington, und San Francisco. Dass er die Fotoinstallation unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Malu Dreyer nun auch in seiner Geburtsstadt Mainz zeigen darf, bedeutet dem Fotografen und Filmemacher sehr viel. „Die Überlebenden sind die Gesichter und die Stimmen der Erinnerungskultur. Irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft wird es keine Zeitzeugen mehr geben. Rechtspopulisten spekulieren darauf, dass nach und nach auch ihre Geschichten sterben. Mit GEGEN DAS VERGESSEN kämpfen wir dafür, das zu verhindern. Wir müssen die Geschichten und Erinnerungen lebendig halten und alles dafür tun, dass „so etwas“ nie wieder passieren kann“, so Luigi Toscano.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer ergänzte, mit der Erinnerung sei auch das Versprechen verbunden, sich jederzeit entschieden gegen jede Form der Ausgrenzung, Hetze und Gewalt zu stellen. „Wir können Vergangenes nicht ungeschehen machen, aber wir können und müssen uns dafür einsetzen, dass derlei Gräuel nie wieder passieren. Nie wieder dürfen Hass, Verfolgung und Ausgrenzung das politische und gesellschaftliche Denken und Handeln bestimmen. Diese Botschaft transportiert die Ausstellung“, so die Ministerpräsidentin. Erinnerungskultur habe immer eine politische Dimension, lebe aber vor allem vom Engagement derer, die sich aus der Gesellschaft heraus für den Dialog und das Gedenken einsetzen.  Sie dankte deshalb besonders den Schülern und Schülerinnen des Mainzer Schlossgymnasiums, die die Patenschaft für das Projekt übernommen haben und Führungen durch die Ausstellung anbieten. Die Schule ist auch als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet. „Ihr habt euch der Aufgabe gestellt, Gleichaltrigen die Geschichten der Überlebenden zu vermitteln – auf Augenhöhe und in euren Worten. Damit haltet ihr das Gedenken am Leben. Das ist ganz wichtig und deshalb danke ich euch und euren Lehrern und Lehrerinnen sehr herzlich für das große Engagement.“ 

Michael Ebling, Oberbürgermeister von Mainz, sagte bei der Eröffnung: „Wir blicken beim Betrachten der Porträts von Luigi Toscano tief hinein auch in die eigene dunkle Vergangenheit unserer Stadt, wohl wissend, dass wir aus dem Schatten der NS-Zeit nie heraustreten werden können, dass wir mit diesem Schatten werden leben müssen. Diese Erkenntnis ist bitter. Diese Erkenntnis eröffnet uns aber auch die wichtige Chance, durch die Erinnerung an das, was geschehen ist, unsere Gegenwart und unsere Zukunft verantwortungsbewusst und weiterhin demokratisch zu gestalten.”

„Wie war es möglich, dass ein ganzes Land die Nazi-Barbarei zulassen konnte? Das interessiert auch heute noch eine stetig steigende Zahl von Menschen. Mit unseren beiden KZ-Gedenkstätten in Osthofen und Hinzert, aber auch mit der Unterstützung der Ausstellung von Luigi Toscano kommen wir diesem Wunsch der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit gerne nach”, sagte Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung. Die Ausstellung zeige, wie wichtig Erinnerung ist. „Wer das Grauen der Vergangenheit kennt, tritt denen früh entgegen, die heute ganze Menschengruppen ausgrenzen oder ihnen gar das Menschsein absprechen.“

Luigi Toscano präsentiert die Porträts an zentralen Orten, die für alle zugänglich sind und den Alltag der Menschen berühren, etwa Parks, Plätze oder Häuserfassaden. Am Mainzer Rheinufer kann die Ausstellung bis zum 10. Juni besucht werden.  Führungen bieten die Schüler und Schülerinnen des Schlossgymnasiums am 14. Mai vormittags, 15. Mai nachmittags, 28. Mai nachmittags sowie am 29. Mai vormittags und nachmittags an. Anmeldungen werden in der Pressestelle der Staatskanzlei unter 06131-164720 sowie Anmeldung.Fuehrungen(at)stk.rlp.de entgegen genommen. 

Quelle:https://www.rlp.de/de/aktuelles/einzelansicht/news/detail/News/ausstellung-gegen-das-vergessen-jederzeit-gegen-hass-ausgrenzung-und-gewalt-stellen-1/