Ganz einfach. Ich habe mich auf eine Liste stellen lassen und wurde für diese Liste anfangs mehr oder weniger von meinen Familienmitgliedern und Freunden gewählt, dann hat die Wiesbadener Bevölkerung mich gewählt und dann kam ich ins Wiesbadner Stadtparlament. Seitdem mache ich unseriöse Politik und schlage mich mit allen Wahlen rum, die mir vor die Füße fallen.
Als ich 14 oder 15 war gab es in Mainz wenig Möglichkeiten für Jugendliche. Wir hätten damals Proberäume gebraucht, hätten oftmals Aufenthaltsräume gebraucht, auch Orte zum Feiern. Die gab es einfach nicht. Also haben wir versucht das gegenüber der Stadt durchzusetzen, haben da leider auf Granit gebissen und entschieden dann einfach einen Verein zu gründen, der Konzerte veranstaltet, Partys gefeiert hat und so weiter. Das war eigentlich das erste Mal, dass ich der Stadt gesagt habe, welche Möglichkeiten es gibt und wie man sie umsetzten kann. Das motivierte mich dann auch in die Politik zu gehen.
Noch bin ja kein Politiker. Noch bin ich nur Kandidat. Politik war schon immer eine Sehnsucht von mir. Ich habe mit 16 bei mir im Ort das erste Jugendforum gegründet. Und das Thema Beteiligung, Menschen eine politische Stimme zu geben, das lag mir schon immer. Auch finde ich, dass das Thema Gerechtigkeit mir liegt und wenn ich sehe, dass es nicht funktioniert und Leute keine Stimme bekommen, dann macht mich das verrückt. Deswegen versuche ich immer etwas zu tun und das kommt mir natürlich entgegen. Die Diskussion um den Bibelturm 2017 brachte bei mir das Fass zum Überlaufen. Den Platz, den man dort weggenommen hätte, die Grünflächen und Bäume, das wollte ich mir gar nicht vorstellen. Dann dachte ich, wenn sowas kommt, dann bitte nur mit einer guten Begründung und die fand ich nicht. Im folgenden Jahr, zur OB-Wahl, war da schon die Idee: „Ok, jetzt brauchen wir jemanden, der kommuniziert, der die Bürgerbeteiligung hochhält.“. Denn anders werden wir keine transparente Verwaltung aufbauen können. Dann verlor ich leider den OB-Wahlkampf sehr knapp, das hat mich dann etwas geschüttelt. Dann kam Corona und da hatte man natürlich den Kopf erstmal woanders. Ich redete auch immer wieder mit meiner Frau darüber, langsam wieder mit Politik anzufangen und mein Leben ein wenig in die Richtung zu lenken. Dass es dann so schnell ging mit der neuen Kandidatur, hätte ich selbst nicht gedacht. Nun gut, jetzt stehe ich zur Wahl als parteiloser Kandidat und sowas ist für Mainz auch mal etwas Erfrischendes.
Das wurde mir eigentlich ein bisschen in die Wiege gelegt, denn ich komme aus einem politischen Elternhaus. Meine Eltern sind auch SPD-Mitglieder und mein Vater wurde Ortsbürgermeister im Ehrenamt, als ich 10 Jahre alt war. Deswegen gab es schon immer das Interesse an Politik, aber auch an gesellschaftlich relevanten Themen. Wir haben zu Hause auch immer diskutiert, einfach mittags am Essenstisch. Deswegen war das Interesse einfach da und mit 16 habe ich mir dann wirklich überlegt: „Hey, ich will jetzt auch in eine Partei eintreten!“, also habe ich mir damals alle Parteiprogramme zuschicken lassen und habe mich dann für die SPD entschieden. Meine Schwerpunktthemen sind einfach sozialer Zusammenhalt und soziale Gerechtigkeit. Allein deswegen wurde es damals bei mir die SPD und bis heute habe ich das nicht betreut. Ich bin auch tatsächlich seit 25 Jahren Mitglied. Ich finde es einfach toll, weil ich von klein auf gemerkt habe, wie schön es ist auch Verantwortung für etwas und auch für Menschen zu übernehmen. Das treibt mich jetzt noch an und ich habe Ideen, wie die Stadt in Zukunft aussehen soll, wie sie sich entwickeln soll. Auch zu wissen, dass ich mit der Mehrheit im Stadtrat alles richtig angehen kann, treibt mich an. Natürlich möchte ich diese Vision auch umsetzen.
Ich habe einen Realschulabschluss und danach eine Ausbildung für dreieinhalb Jahre bei einem Unternehmen gemacht. Dann habe ich Schicht im Produktionsbetrieb gearbeitet. Ich habe mich aber schon immer für Politik interessiert und bin irgendwann Mitte der 2000er Jahre den Grünen beigetreten. Denn ich finde, dass die Politik in der Lage sein muss, die Gesellschaft in ihrer ganzen Breite abzubilden. Ich als Schichtarbeiter, der vielleicht auch eine andere Perspektive auf viele Dinge hat und vielleicht auch ganz andere Bedürfnisse in Diskussionen, habe deswegen gesagt: „Hey, warum nur darüber ärgern und diskutieren? Jetzt mache ich es selbst!“. Dass das jetzt, 15 Jahre später, in einem OB- Wahlkampf endet, hätte ich damals nicht gedacht. Aber das macht es auch alles sehr cool.
Ich weiß nicht, ob man mich jetzt schon als Politiker bezeichnen würde, denn ich bin ein Quereinsteiger. Aber tatsächlich kam ich dazu, weil mein Doktorvater immer gesagt hat: „Recht ist geronnene Politik“, und ich habe mir gedacht, wenn ich das Ganze geronnen schon gut kann, kann ich es mal mit dem flüssigen Zustand versuchen.
Also ich habe mich schon immer politisch interessiert. Gleichwohl hat es ein bisschen gedauert, bis ich mich dann dazu entschlossen habe in eine Partei einzutreten, aber natürlich auch mit dem Gedanken, dass ich die Welt ein Stück besser machen und auch mitgestalten möchte. Ich bin jetzt seit 30 Jahren in der CDU und habe diese Entscheidung nicht bereut. Hier in Mainz habe ich mich tatsächlich vor allem innenpolitisch engagiert, weil ich dann, als mein Sohn klein war, für ihn einen Kitaplatz gesucht hab. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich gerade selbstständig gemacht und mir wurde gesagt, dass ich dann doch meine Zeit einteilen kann. Das war natürlich gar nicht der Fall. Glücklicherweise hat es dann gut mit meiner Firma funktioniert und irgendwann hat es auch mit dem Kitaplatz funktioniert. Aber noch nach 22 Jahren haben wir die gleichen Probleme und das möchte ich verbessern.